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Rollen im Mentoring

Mentoring als gemeinsamer Flug

Die Mentoring-Beziehung ist wie eine gemeinsame Reise.

Wir können uns das so vorstellen, dass Mentor:in und Mentee gemeinsam mit einem Hubschrauber fliegen und die Welt unter ihnen erkunden.

Die oder der Mentee sitzt dabei auf dem Pilotensitz.

  • Die oder der Mentee hat die Aufgabe, die Reiseroute zu bestimmen.
  • Mit Fragen und Zielen bestimmt die oder der Mentee, was gemeinsam entdeckt wird. Um im Bild zu bleiben: welche Felder und Wälder, welche Seen oder Städte gemeinsam betrachtet werden.

Die Mentorin oder der Mentor ist die Reisebegleitung.

  • Mentor:innen teilen ihre Beobachtungen mit. Sie haben oft die Landschaft schon einmal gesehen oder sind an Landschaft erinnert, die sie kennen. Und so haben Mentor:innen eine andere Perspektive auf das, was es im Laufe der Reise zu sehen gibt. Wenn also ein:e Mentee etwa entscheidet, dass ein Ausflug über den Sumpf des Familienlebens im Wissenschaftssystem interessant wäre, dann hat die Mentorin oder der Mentor sich in diesen nassen Gefilden vielleicht schon bewegt und kann auf Details hinweisen, die der oder dem Mentee bislang noch nicht aufgefallen sind. Zusammen können die beiden die Gegend kartieren.
  • Mentor:innen können aber eben auch vorschlagen, sich etwas Anderes anzuschauen oder eine Gegend detaillierter zu erkunden. Beispielsweise könnte eine Mentorin vorschlagen, dass man sich mal das Land der W3-Professur anschaut, auch wenn die Mentee vielleicht den gesamt Flug über der Insel der entfristeten Postdoc-Stelle verbringen wollte. Was dann geschieht, liegt in der Verantwortung der Mentee.

Das Ziel der Reise ist es, dass Mentees die „Welt da unten“ erkunden. Mentor:innen haben vielleicht eine bessere Landkarte, aber nur die Mentees wissen, was sie letztlich interessiert. Mentoring braucht daher Offenheit von beiden Seiten: Der Flug ist am besten, wenn Mentees offen sind für die Vorschläge ihrer Mentor:in und wenn Mentor:innen sich bereit erklären, das zu erkunden, was Mentees entdecken.

Rollen

Der oder die Mentee ist also der Motor der Beziehung.

📜 Um die Mentoringbeziehung am Laufen zu halten, ist die oder der Mentee verantwortlich dafür, die Treffen oder Gespräche zu organisieren. Dazu gehört es auch, eine Agenda zu erstellen und das Gespräch und getroffene Vereinbarungen hinterher zusammenzufassen.

🎯 Zu Beginn des Mentorings sollten Mentees Ziele entwickeln, die sie im Laufe des Programms erreichen wollen. Die Ziele sind dann die Richtschnur für alle gemeinsamen Aktivitäten. Natürlich können die Ziele sich auch verändern. Sie machen aber den großen Unterschied aus: So spricht man nicht nur allgemein über Lebenserfahrung sondern lösungsorientiert über die Entscheidungen der Mentees.

Mentor:innen haben zwei Kernaufgaben.

  1. Sie ermutigen Mentees. Das ist mitunter nötig, die Ziele sind ja ambitioniert. Dafür ist Feedback sehr wichtig, genauso wie der – oft positive – Realitätscheck, der es dann ermöglicht, die Energie auf die Ziele zu fokussieren.
  2. Sie unterstützen dabei, Strategien zur Zielerreichung zu entwickeln. Die Entwicklung und dann ja auch Realisierung von Strategien wird erleichtert durch all das, was Mentees sich in der Regel vom Mentoring erhoffen: Dass informelle Spielregeln besprochen werden, dass sie einen Einblick in den Arbeitsalltag erhalten und vielleicht auch in das Netzwerk ihrer Mentorin eingeführt werden.

Beispielsweise könnten wir uns eine Mentee vorstellen, die entscheiden möchte, ob sie eine Wissenschaftskarriere verfolgen soll oder in die Industrieforschung wechseln möchte. Ihr Ziel ist es, eine Entscheidung in den nächsten zehn Monaten zu treffen und vor Ende des Mentoring-Programms erste Bewerbungen zu schreiben. Ihre Mentorin arbeitet zwar in einem Forschungsinstitut, hat aber ein Netzwerk, das in die Industrie hinein reicht. Die Mentee und die Mentorin stellen bei ihrem ersten Treffen fest, dass es sehr hilfreich für die Mentee sein könnte, wenn sie eine ehemalige Kollegin sowie eine Projektpartnerin ihrer Mentorin interviewen könnte, die in der Industrie arbeiten. Später entscheidet sie sich dann vielleicht noch für ein Job-Shadowing bei deiner der beiden. Die Meetings mit der Mentorin dienen dann der Reflexion der Interviews und dem Vergleich mit den Aussichten in der Wissenschaft.


Foto: Unsplash

Ich danke der EAF.Berlin, dass sie mich mit dem Hubschrauber-Vergleich bekannt gemacht haben.

Arbeit. Wie sie zu mir passt.

Persönliche Begleitung zu Zeit- und Selbstmanagement sowie Karriereberatung – nicht nur für Wissenschaftler:innen.

Dr. Christiane Kasack

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